Wie in Posterstein ein vom Verfall bedrohtes Herrenhaus zu neuem Leben erweckt wurde. Ein Verein in Thüringen zeigt, dass die Sanierung und Wiederbelebung historischer Immobilien nicht immer ein "Fass ohne Boden" sein muss und gibt eine beispielhafte Antwort auf langjährigen Leerstand in ländlichen Räumen.
Undurchsichtige Eigentumsverhältnisse, mittellose Eigentümer, Spekulationsabsichten und unrealistische Preisvorstellungen verhindern notwendige Sicherungsmaßnahmen und lassen eine Sanierung und Neunutzung immer weiter in die Ferne rücken: Noch immer sind in Thüringen hunderte Denkmäler vom Verfall bedroht. Schloss Reinhardsbrunn, das Jagdschloss Hummelshain oder auch Schloss Poschwitz bei Altenburg gehören hierbei zu den prominenteren Problemimmobilien im Freistaat Thüringen.
Nicht jedes Gebäude wird man erhalten und retten können – viele Objekte wurden bereits aus der Denkmalliste gestrichen. Das Jagdschloss Rathsfeld im Kyffhäuserkreis ist eines von ihnen, das schon seit längerer Zeit den Status Verlorenes Denkmal trägt. Zu lange der Leerstand, zu groß die Schäden.
Doch die bislang abwertend bezeichneten "alten Burgen in der Einöde" werden nun zunehmend interessant und erreichen eine immer größer werdende Fangemeinde. War es bislang ein eher beschränkter Kreis an Personen oder Unternehmen, die Interesse an solchen Liegenschaften haben, kommen nun Interessenten aus dem alltäglichen Leben hinzu: Sie sind auf der Flucht vor unbezahlbaren Wohnungen in überfüllten Städten und auf der Suche nach Erfüllung des Traums vom individuellen Wohnen.

Gemeinsam nicht einsam - neues Leben auf dem Lande
Was lange wie ein aussichtsloser Fall wirkte, hat sich in Posterstein in eine Erfolgsgeschichte verwandelt. Im historischen Herrenhaus gegenüber der Burg ist neues Leben eingezogen – und mit ihm die Gewissheit, dass ländliches Wohnen nicht bedeutet, einsam zu sein.
Die kleine Gemeinde im Altenburger Land wird seit Jahrhunderten von der mittelalterlichen Höhenburg geprägt, die schon lange als touristisches Ziel bekannt ist. Das Herrenhaus dagegen, ein Bau des Historismus, stand seit den frühen 1990er-Jahren leer. Jahrzehntelang verfiel es still, bis sich 2015 der Förderverein Burgberg e.V. entschloss, das Gebäude von einem privaten Eigentümer zu übernehmen – und eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Mit unermüdlichem Einsatz, unterstützt von Politik und Wirtschaft, entstand in nur vier Jahren ein Modellprojekt für den ländlichen Raum. Heute trägt es den Namen „Gemeinsam nicht einsam – Wohnen, Arbeiten und Erholen auf dem Burgberg“ und verbindet Wohnen mit Gemeinschaft. Entstanden sind acht Mietwohnungen, zwei Ferienwohnungen, Freizeit- und Gemeinschaftsräume, ein beliebtes Fitnessstudio sowie ein Café. Für ältere Bewohner gibt es eine mobile Fußpflege und ein barrierearmes Bad, und auch ein Hofladen mit regionalen Produkten ist bereits in Planung.
Das Interesse an dem Projekt ist überwältigend. Alle Wohnungen waren schnell vergeben und auch das touristische Angebot lockt immer mehr Gäste an. Wo früher Stillstand und Leerstand herrschten, zeigt sich heute ein lebendiger Ort, der Menschen zusammenbringt.
Posterstein beweist: Mit Mut, Kreativität und den richtigen Rahmenbedingungen können historische Häuser auf dem Land eine zweite Chance bekommen – und zu neuen Treffpunkten für ganze Regionen werden.