Von den Niederlanden ins Hirschberger Tal: Verfallenes Gasthaus wird zum "Slowhop"

Steffen Seibel
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Unter Kulturliebhabern ist das Hirschberger Tal (polnisch: Kotlina Jeleniogórska) vor allem als historischer Landstrich mit zahlreichen Schlössern geschätzt. Doch zwischen all den Herrensitzen und Parkanlagen von Jelenia Góra bis Lwówek Śląski verstecken sich ebenso viele kleine ländliche Gemeinden und Höfe, in denen die Tradition des Agrotourismus mit dem Leben auf dem Land harmonisch verschmilzt. Wer vom Trendthema "Entschleunigung" spricht, findet das hier am Fuße des Riesengebirges in seiner ausgeprägtesten Form.

Auf einem Hügel nördlich von Jelenia Góra (Gemeinde Wleń, Niederschlesien) liegt die kleine Siedlung Tarczyn. Von hier reicht der Blick über das Riesengebirge und die Isergebirge. Die Zeit scheint langsamer zu vergehen und es wirkt, als pralle die Dynamik der Außenwelt an den Bergen am Horizont ab. Die verstreuten Häuser der Nachbarschaft wahren die Distanz und gleichzeitig bleiben sich die Nachbarn hier eng verbunden.

Ein unbefestigter Weg führt zum östlichen Ende der Siedlung. Hier begann vor vielen Jahren das Abenteuer von Urian Hopman. Zu einer Zeit, als das Internet noch nicht mit Informationen und Inspiration geflutet war, wälzte der niederländische Designer und Bühnenbildner Architektur-Bücher und widmete seine Aufmerksamkeit besonderen Projekten, bei denen antike Strukturen in moderne Wohnkonzepte integriert wurden. Diese Impulse und eine Vision wurden dabei zu einem Wegweiser, denn das Grundstück – ein ehemaliger Gasthof – war damals eine Ruine.

Heute steht Urian nach vielen Jahren Arbeit als Ideengeber und Gastgeber vor einem neuen Kapitel und blickt noch einmal auf seine Reise zurück: von seinem Weg nach Polen über die Anfänge bis hin zur Entwicklung seines besonderen Wohnprojekts. Bis dies an neue Besitzer oder Hosts übergeben wird, sind Gäste wie Kaufinteressenten gleichermaßen zu einem Besuch im Bed & Breakfast Taras Tarczyn herzlich willkommen.

Slowhop (langsames Reisen) steht für bewusste, authentische und entschleunigte Erlebnisse. Mit dem polnischen Portal slowhop.com entwickelte sich dieser Trend seit 2015 mit kuratierten Unterkünften in meist historischen und individuellen Gebäuden. Im Vordergrund stehen die persönliche Verbindung zum Ort, lokale Produkte und ein nachhaltiger Ansatz.
Niederländische Designer Urian Hopman
Der niederländische Designer Urian Hopman
Inhalt

  1. Warum alte Immobilien begeistern
  2. Ankommen in Polen: Erste Schritte und Erfahrungen
  3. Leben in Polen vs. Niederlande
  4. Motivation für die Restaurierung
  5. Restaurierung im Detail: Vision, Umsetzung und Dauer
  6. Entdeckungen im historischen Gebäude
  7. Herausforderungen im Projekt: Tiefpunkte und Lösungen
  8. Design und Gästeapartments: Einfluss der Filmset-Erfahrung
  9. Tarczyn heute: Zukunftsperspektiven

1. Urian, es klingt wie ein Klischee, aber vielen Niederländern wird eine besondere Affinität zu historischen Immobilien nachgesagt. Woran liegt das?

Als Barockliebhaber empfinde ich eine tiefe Verbundenheit mit der Schichtung, der Fülle und dem theatralischen Charakter historischer Gebäude. Sie strahlen eine Seele aus, wie man sie in moderner Architektur nur selten findet. Ich glaube, dass viele Niederländer – oft unbewusst – von dieser Schichtung berührt werden. Es geht dabei um mehr als Ästhetik: Es ist ein Bewusstsein für Erbe, die Anerkennung von etwas, das größer ist als man selbst.

Das Goldene Jahrhundert brachte den Niederlanden nicht nur Wohlstand, sondern auch Sinn für Raffinesse, Handwerkskunst und die Geschichten, die sich hinter jedem Detail und Ornament verbergen. Alte Häuser sind wie Zeitkapseln: Sie tragen die Spuren vergangener Generationen, von Handwerk und von Ambitionen. Sie sind unvollkommen und gerade deshalb menschlich.

2. Polen ist internationaler, als vielen bekannt ist. Wie bist du das erste Mal nach Polen gekommen und wie hat sich dein Leben hier seit den ersten Besuchen entwickelt?

Ich kam 1993 erstmals nach Polen als Designer für ein niederländisches Unternehmen, das unter anderem Weihnachtsdekorationen herstellte. Dies führte mich zu einer Glashütte in Niederschlesien. Um ehrlich zu sein, war Polen für mich damals nahezu unbekannt. Für viele West-Europäer war das Land kaum präsent – geographisch und kulturell eher ein "weißer Fleck" auf der Landkarte.

Was ich dort jedoch vorfand, überraschte mich sehr: unberührte Natur und kein wirtschaftlicher Trubel, was ich sofort als sehr positiv empfand. Ich spürte direkt eine besondere Wirkung von dieser Stille und diesem unberührten Raum, denn so etwas war in den Niederlanden bereits verloren gegangen.

Ich kehrte immer wieder zurück, zunächst beruflich, später aus persönlicher Verbundenheit. Ich fand Freunde, holte mir Inspiration und verliebte mich langsam in die Region. Nach fünf Jahren und vielen Aufenthalten wusste ich: Ich wollte hier leben.

Bei meinen regelmäßigen Erkundungen entdeckte ich dann diesen Ort, Tarczyn und ein verwahrlostes Grundstück mit einem atemberaubenden Ausblick. Das Grundstück selbst war alles andere als ein schöner Anblick, doch irgendetwas berührte mich. Ich kann es bis heute nicht genau erklären, aber genau an dieser Stelle steht heute ein wiederaufgebautes Haus – nicht perfekt, aber voller Seele. Es hat mich geprägt.

Die Jahre des Bauens, das ungestörte Leben im Einklang mit der Natur und das Erleben der Jahreszeiten in all ihrer Pracht haben mich mir selbst nähergebracht.

Es war eine Reise mit vielen Höhen und Tiefen, aber eine, die ich mit Liebe und Hingabe erlebt habe. Als Künstler und Barockliebhaber sehe ich Schönheit in Schichten, im Unvollkommenen und im Gelebten. Polen hat mir genau diese Fülle geschenkt.

Designer Urian Hopman, Slowhop Tarczyn
Stein, Holz und Licht: Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

3. Wenn man Polen mit den Niederlanden vergleicht - welche Aspekte des Alltags schätzt du besonders und worin unterscheiden sich die beiden Länder am meisten?

Was ich am Alltag in Polen besonders schätze, sind die Ruhe und der Raum. Der Rhythmus ist langsamer, weniger hektisch. Die Tage wirken länger, die Jahreszeiten spürbarer. In den Niederlanden ist alles streng organisiert und effizient, was seinen eigenen Reiz hat – doch hier lebe ich näher an der Natur und damit näher bei mir selbst. Die Stille ist spürbar, die Landschaft atmet. Man merkt, dass Zeit hier nicht in Minuten, sondern in Momenten gemessen wird. Ich genieße die Einfachheit des Lebens: das Holzfeuer im Winter, den Ruf einer Eule in der Nacht, den Duft von frisch geschnittenem Gras. Hier spürt man noch, dass das Leben nicht vollständig vorbestimmt ist. Es gibt Raum für Improvisation, für Zufälle, für das Unerwartete – genau das liebt ein Romantiker wie ich.

Wo sich die beiden Länder wohl am meisten unterscheiden, ist vielleicht im Verhältnis von Kollektiv zu Individuum. Die Niederlande legen großen Wert auf Konsens, Abstimmung und das Gemeinwohl. Polen hingegen hat ein tief verwurzeltes Bewusstsein für Unabhängigkeit und Stolz. Diese Mentalität kann herausfordernd sein, ist aber zugleich erfrischend. Hier gibt es mehr Raum für Individualität, für den eigenen Weg – auch wenn er manchmal verschlungen und voller Hindernisse ist. Als Designer und Maler ist diese Freiheit für mich unverzichtbar. Hier kann ich mich verlieren und gerade deshalb das finden, wonach ich suche. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern haben mich geprägt: Die Niederlande haben mir Struktur gegeben, Polen Freiheit. Zusammen formen sie das Gewebe dessen, wer ich geworden bin.

Vintage-Küche mit altem Fenster
Küche mit alter Fensterfront und Vintage-Flair

4. Zum Zeitpunkt des Kaufs war das Gebäude eine Ruine. Was hat dich motiviert, dieses ambitionierte Projekt anzugehen?

Als ich Eigentümer wurde, konnte ich es zunächst kaum glauben – aber merkwürdigerweise fragte ich mich nie, was ich da eigentlich gemacht hatte. Stattdessen verspürte ich sofort den Drang, das Haus kennenzulernen, alles auszumessen und jeden Winkel zu erkunden. Ich begann, Architektur-Bücher zu wälzen, besonders moderne Projekte, die alte Ruinen integrierten. Dabei stieß ich auf Entwürfe, die mich völlig faszinierten: elegante Stahl- und Glasstrukturen, die aus ausgehöhlten Mauern emporragten, wo Alt und Neu auf spannende Weise miteinander verschmolzen. In diesem Moment war mir klar: Das ist meine Chance.

Ich stellte mir sofort vor, etwas Ähnliches mit meinem Lieblingsarchitekten Wim de Vos zu realisieren – ein kühnes Design, fest verwurzelt in der Geschichte des Ortes, aber mit einem modernen, nachhaltigen Twist.

Etwas anderes beschäftigte mich schon lange: meine tiefe Affinität zu ökologischen Materialien, besonders Stroh. Als Kind spielte ich oft damit und baute unzählige Hütten auf dem Land, wo mein Vater, ein Blumenzüchter, es nutzte, um Tulpenzwiebeln vor der Winterkälte zu schützen. Stroh hat mich immer fasziniert: einfach, ehrlich und warm.

Dann fügte sich alles zusammen. Ich traf den Experten für Strohbau Moritz Reichert, der in der Nähe wohnt. Es schien die perfekte Gelegenheit zu sein, meinen Öko-Traum zu verwirklichen: ein architektonisches Statement aus Stroh, Lehm und Holz aus meinem eigenen Wald. Nachhaltig, naturverbunden und ästhetisch – genau wie ich es mir vorgestellt hatte.

Besonders fasziniert mich am Leben in einem Haus aus Stroh und Lehm die Energie, die es ausstrahlt – sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne. Stroh bietet hervorragende Wärmedämmung und hält das Haus im Winter warm, im Sommer angenehm kühl. Lehm reguliert die Feuchtigkeit und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Mehr noch: Diese Materialien „atmen“ und wirken sofort natürlich und beruhigend. Man lebt gewissermaßen in der Natur, nicht nur neben ihr und spürt eine stille Harmonie, sobald man das Haus betritt.

Rustikale Ambiente und Vintage-Details
Rustikale Ambiente und Vintage-Details

5. Du hast die Restaurierung nahezu vollständig selbst gestemmt und viele Elemente individuell anfertigen lassen. Hattest du von Anfang an eine klare Vorstellung von der späteren Nutzung und wie lange hat der Prozess gedauert?

Zunächst war meine Vision recht schlicht: Ich wollte ein komfortables Zuhause für mich, meine Familie und Freunde schaffen – einen Ort, an dem wir gemeinsam die landschaftliche Idylle genießen können. Doch wie so oft bei solchen Projekten begann die Idee im Laufe der Zeit zu wachsen.

Bei der Renovierung der 125 Jahre alten Scheune, einem unglaublich charmanten Gebäude, wurde mir bewusst, wie viel Platz ich hier hatte – warum also nicht mehr daraus machen? So entstand der Plan, Mietwohnungen zu schaffen – nicht als großes Touristenziel, sondern als Ort, an dem Menschen wirklich ankommen und sich in einer atmosphärischen, naturnahen Umgebung wie zuhause fühlen können.

Ich liebe Renovieren und Gestalten; der kreative Prozess selbst war eine enorme Energiequelle. Das Finden der richtigen Materialien und das Zusammenspiel von Alt und Neu liegt mir besonders. Während meiner Arbeit als Designer habe ich auf Reisen einzigartige Möbelstücke, Kunstwerke und Stoffe gesammelt. Einmal habe ich sogar einen ganzen LKW voller marokkanischer Fliesen erworben. Für mich sind solche Funde wie Bausteine der Atmosphäre: Jeder Gegenstand trägt zum Charakter des Ortes bei.

Die Renovierung dauerte mehrere Jahre – teils, weil ich vieles selbst umsetzen wollte, teils, weil sich Entscheidungen im Verlauf entwickelten. Aber genau das gehört dazu: Ein solches Projekt beendet man nicht einfach – es wächst mit einem mit.

Innenräume mit warmen Farben mit ausgewählte Kunst und Beleuchtung
Innenräume mit warmen Farben mit ausgewählte Kunst und Beleuchtung

6. Die Restaurierung eines historischen Gebäudes ist oft mehr als nur ein Bauprojekt. Welche persönlichen Erkenntnisse oder Entwicklungen hast du während des Prozesses gemacht?

Diese Restaurierung war eine Reise, die mich persönlich weit mehr bereichert hat, als ich es mir je vorstellen konnte. Am meisten berührt hat mich, was ich dabei über mich selbst entdeckt habe. Das Gestalten wurde mir zwar in der Familie bereits mitgegeben, aber zu Beginn wusste ich wenig über Technik, Renovierungen oder Restaurierungen und zweifelte, ob ich das überhaupt bewältigen könnte. Doch der Prozess hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt – ich habe mich selbst wirklich überrascht.

Ich habe erkannt, wer ich bin und was mir wichtig ist. So habe ich zum Beispiel entdeckt, dass ich ein guter Gastgeber bin und Menschen und Gesellschaft mehr liebe, als mir zuvor bewusst war. Letztlich wurde es zu einer Art spiritueller Reise, auf der ich nicht nur praktisch, sondern vor allem persönlich gewachsen bin.

Der Beitrag von zwei Feng-Shui-Experten, darunter die niederländische Expertin Jiny Thielsch, hat mich besonders beeindruckt. Das Thema war für mich damals völlig neu, doch ihre Arbeit war von unschätzbarem Wert: Als Bühnenbildner habe ich bereits eigene Vorstellungen, wie Dinge anzuordnen und in Einklang zu bringen sind. Jiny brachte jedoch Balance, Energie, Harmonie und Liebe ins Haus und in den Garten und ich habe sofort verstanden, was sie tat. So gedieh alles im wahrsten Sinne des Wortes. Der Ort hat eine komplette Verwandlung erfahren – und ich ebenso.

Apartment im ehemaligen Stallgebäude
Apartment im ehemaligen Stallgebäude

7. Jedes Projekt hat Tiefpunkte. Gab es Momente, in denen du daran gezweifelt hast, ob es weitergehen kann und wie hast du diese Herausforderungen gemeistert?

Es gab definitiv Zeiten, in denen ich ernsthaft darüber nachdachte, aufzugeben. Ein Klassiker: das Budget ging aus. Ich musste eine drastische Entscheidung treffen und verkaufte meine Wohnung in Amsterdam, um weitermachen zu können. Ein anderes Mal verliebte ich mich im Ausland. Die Sehnsucht, bei meiner Partnerin zu sein, war groß, und ich zweifelte daran, ob ich mein Traumprojekt aufgeben sollte. Die letzte Prüfung kam, als mir ein wunderbarer Job angeboten wurde, inklusive einer Wohnung in einem Schloss. Ein Traum für sich – aber ich lehnte ab.

Was mir in diesen Momenten half, war, meinen Fokus zu verändern. Ich sagte mir: Sieh, was du schon erreicht hast. Lass dich nicht entmutigen von dem, was noch zu tun ist. Hänge nicht am Endresultat, sondern genieße den Prozess selbst.

Und nach und nach wurde alles wieder einfacher – fast spielerisch. Nicht, weil es insgesamt leichter wurde, sondern weil sich meine Haltung änderte. Und genau dadurch konnte ich weitermachen, mit mehr Ruhe und Selbstvertrauen.

Tarczyn: Slowhop in Niederschlesien
Tarczyn: Slowhop in Niederschlesien

8. Du lebst in Tarczyn und hast auch individuell gestaltete Gästeapartments geschaffen. Wie beeinflusst dein Hintergrund als Bühnenbildner die Inneneinrichtung – entstehen die Konzepte komplett im Voraus oder entwickelt sich das Design erst im Laufe der Zeit?

Die Gestaltung der Innenräume war definitiv ein organischer Prozess. Statt eines fertigen Konzepts von Anfang an entwickelt sich alles nach und nach. Meist beginne ich damit, einen Stil zu wählen, der sich harmonisch in die Umgebung einfügt – nicht nur in die Architektur des Hauses, sondern auch in die Landschaft und die Kultur, in der ich lebe.

Innerhalb dieses Rahmens achte ich auf ein ausgewogenes Zusammenspiel von Materialien: Stein, Metall, Holz, Wolle, Leder – Materialien, die eine Art „Haut“ besitzen. Besonders liebe ich Oberflächen mit Spuren der Zeit – abblätternd, verwittert, mit Patina. Sie verleihen den Räumen Charakter und Tiefe.

Der Designprozess ist für mich vor allem intuitiv. Sobald ich einen Raum betrete, beginne ich, Möbel zu verschieben, Farben zu fühlen und die fehlenden Stücke zu sammeln, die den Ort vervollständigen. Es ist kein linearer Prozess, sondern ein fließendes, sich ständig entwickelndes Erleben.

Mein Hintergrund als Maler und meine Jahre im Theater spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wie auf der Bühne oder auf der Leinwand arbeite ich mit Atmosphäre, Licht, Kontrast und Balance. Ich denke in Kompositionen – wie Objekte, Materialien und Farben im Raum zueinanderstehen. Es sind Stillleben, die bewohnt werden. Die Räume sind wie Szenen, aber für reale Menschen, nicht für ein Publikum. Genau das macht das Gestalten für mich so besonders.

Individuell einrichten: Altes Haus auf dem Land
Design entwickelt sich intuitiv durch Materialien, Licht und gelebte Atmosphäre

9. Was können neue Eigentümer in Tarczyn erwarten und wie können sie Dein Werk fortführen, damit dieser besondere Ort auch kommende Generationen begeistert?

Für mich war Tarczyn immer ein Ort voller Möglichkeiten. Ich sehe es nicht als zu bewahrendes Erbe, sondern als offenes Kapitel – Zutaten, die ich gesammelt und bereitgelegt habe, damit jemand anderes daraus sein eigenes Gericht zaubern kann. Jeder neue Eigentümer ist völlig frei, mit dem Anwesen zu tun, was sich richtig anfühlt. Es gibt keine Erwartungen, kein festes Drehbuch. Nimm den Schlüssel, öffne die Tür und fülle den Raum mit deinen eigenen Ideen und deinem eigenen Rhythmus.

Man lebt hier in einem winzigen Dorf – wir sind nur zwölf – aber glaub mir, es fühlt sich alles andere als klein an. Es ist eine warme, offene Gemeinschaft von Jung und Alt, Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, die ein großes Herz füreinander und für Kunst und Kultur haben.

Was ich hier schon immer besonders geschätzt habe, ist der natürliche Freiraum, den jeder hat, um einfach er selbst zu sein. Keine Erwartungen, keine Zwänge. Nichts ist vorgeschrieben, alles ist erlaubt.

Ein schönes Beispiel für das Dorfleben ist das jährliche Kulturpicknick – ein farbenfroher, geselliger Nachmittag, bei dem Kreativität durch Essen, Musik, Geschichten und Kunst geteilt wird. Man kann mitmachen oder einfach genießen. Besonders auffallend ist eines: Man wird hier mit offenen Armen empfangen. Wirklich.

Übrigens: Mein Agriturismo hat sich in der Region einen sehr guten Ruf aufgebaut und verfügt über eine treue Stammkundschaft. Ob man dies fortführt, liegt natürlich ganz bei einem selbst – es wäre jedoch schade, wenn diese Tradition verloren ginge. Man kann damit ein wenig Geld verdienen, es ist eine unglaublich bereichernde Arbeit und die Gäste freuen sich einfach, immer wiederzukommen.

Was diesen Ort für mich so besonders macht, ist die Kombination aus Raum, Ruhe und der Nähe zur Natur. Mein Haus liegt am Rande eines kleinen Weilers; die Nachbarn sind nah genug, um Gemeinschaft zu spüren, zugleich genieße ich völlige Privatsphäre. Die Aussicht nach Süden ist einzigartig: Jeden Tag blicke ich auf das Riesengebirge, direkt auf die Schneekoppe. Dort liegt der Schnee bis in den Mai – eine sich ständig verändernde, beeindruckende Kulisse.

Davor erstreckt sich eine sanft gewellte Bocagelandschaft aus Wäldern und Wiesen, ohne Häuser oder Straßen, nur Natur und reichlich Tierwelt: Greifvögel, Hirsche, Rehe, Füchse und Wildschweine. Im Sommer summen Schmetterlinge und zwitschern Vögel überall. Dank der Südausrichtung ist es das ganze Jahr über hell und sonnig. Die Jahreszeiten sind hier intensiv spürbar, besonders der Herbst mit seinen warmen Farben. Ich habe das Privileg, an dieser Schnittstelle zwischen Himmel und Erde zu leben – ein Paradies, das immer wieder aufs Neue die Seele berührt.

Urian Hopman, Gastgeber im Hirschberger Tal
Urian Hopman

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