Fassaden von historischen Gebäuden erzählen viel über ihre Vergangenheit. Doch Wind, Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und vielleicht auch frühere Sanierungsfehler setzen ihnen sichtbar zu. Die häufigen Folgen bestehen in der Bildung von Rissen, abblätternden Putzschichten, hohen Salzbelastungen und unschönen Abplatzern.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen im Hinblick auf Energieeffizienz, Feuchtigkeitsschutz und Dauerhaftigkeit stetig. Geht es darum, historische Gebäude zu sanieren, muss daher ein Spagat gemeistert werden: Wie lässt sich der Charakter erhalten, ohne auf moderne bautechnische Lösungen zu verzichten?
Besonders herausfordernd zeigt sich der Umgang mit der Fassade, also dem sichtbarsten Teil der historischen Substanz. Ästhetische Vorgaben treffen in diesem Bereich auf bauphysikalische Notwendigkeiten.
Systematischer Schichtaufbau statt Überspachteln
Viele Altbauten verfügen über mineralische Putzschichten. Häufig basieren diese auf Kalkmörtel oder hydraulischem Kalk. Sie sind diffusionsoffen, aber empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung und Temperatursprüngen.
Wird eine schadhafte Fläche saniert, reicht ein einfaches Überspachteln nicht aus. Stattdessen ist ein systematischer Schichtaufbau gefragt. Heute werden dafür abgestimmte Komponenten eingesetzt, die aus Grundierung, Gewebeeinlage, Armierungskleber und Schlussbeschichtung bestehen.
Vor allem der Armierungskleber übernimmt dabei eine zentrale Funktion: Er bindet das Gewebe ein, verteilt die Spannungen und sichert die Haftung auf dem Untergrund. Für denkmalgeschützte Objekte kommen dabei ausschließlich diffusionsoffene, zementfreie Produkte infrage – idealerweise auf Basis natürlicher oder hydraulischer Bindemittel ohne Kunststoffzusätze.
Worauf es bei denkmalgeschützten Objekten ankommt
Bei sanierungsbedürftigen Immobilien, bei denen der Denkmalschutz zu berücksichtigen ist, erfolgt die Wahl des Materials nicht vollkommen frei. In vielen Fällen legen die zuständigen Denkmalbehörden technische und optische Anforderungen fest, die über die gängigen Normen hinausgehen. Damit wird das Ziel verfolgt, die Verträglichkeit der neuen Schichten mit dem vorhandenen Altputz zu gewährleisten – und natürlich das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht zu verfälschen.
Geeignete Armierungskleber für den Einsatz an historischen Fassaden müssen eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen, quell- und schrumpfarm sein und außerdem auf schwierigen Untergründen zuverlässig haften.
Produkte, die diese Kriterien erfüllen werden in der Regel in Kombination mit speziellen Sanierputzsystemen eingesetzt, die speziell für salzbelastetes oder feuchtes Mauerwerk konzipiert wurden. Ihre Eignung lässt sich durch bauaufsichtliche Prüfzeugnisse und Baustoffzulassungen belegen.
Fingerspitzengefühl bei der Verarbeitung
Neben der Auswahl des Materials entscheidet selbstverständlich auch die Ausführung über den Erfolg. Historische Fassaden reagieren besonders sensibel auf eine falsche Bearbeitung. Deshalb beginnt eine Sanierung immer mit einer gründlichen Bestandsaufnahme: Der Altputz muss hinsichtlich Tragfähigkeit, Salzbelastung, Feuchtigkeit und Rissstruktur geprüft werden. Nur dann lässt sich anschließend ein passendes Schichtsystem auswählen.
Fachfirmen arbeiten in solchen Fällen in der Regel mit mehrlagigen Lösungen. Im Anschluss an die Vorbehandlung wird der Armierungskleber vollflächig aufgetragen, das Gewebe eingebettet und nach ausreichender Trocknungszeit noch mit einem Schlussputz versehen.
Entscheidend ist dabei, dass alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind und das bauphysikalische Verhalten des Altbaus nicht stören. Besonders bei Gebäuden mit weichen Mauerwerken, wie etwa Ziegel oder Bruchstein, ist eine hohe Elastizität des Systems wichtig, um die Entstehung von Spannungsrissen zu vermeiden.
Technik im Dienst der Bausubstanz
Die Verbindung von traditionellen Baumaterialien mit gezielt entwickelten Systemkomponenten eröffnet heute neue Perspektiven für den Erhalt historischer Fassaden.
Moderne Putzaufbauten ermöglichen Stabilität, ohne die historische Optik zu gefährden. Gleichzeitig verbessern sie den Feuchtehaushalt der Wand, verhindern zukünftige Schäden und verlängern die Lebensdauer der Bausubstanz.
Richtig eingesetzt, unterstützt ein Armierungsaufbau mit geeignetem Kleber somit aktiv die Denkmalpflege für eine substanzschonende Zukunft. Dabei gilt allerdings: Weniger ist oft mehr. Wer nur das ersetzt, was wirklich instabil ist, und auf geprüfte, geeignete Materialien zurückgreift, sichert historische Gebäude nachhaltig und ohne Kompromisse bei der Originalität.
Schnellübersicht zu historischen Fassaden und passenden Immobilien
- Putzfassade
- Die Putzfassade ist die am weitesten verbreitete Fassadenart bei historischen wie modernen Gebäuden. Sie besteht aus mehreren Schichten mineralischer Materialien wie Kalk, Zement oder Lehm, die auf das Mauerwerk aufgetragen werden. Neben dem Schutz vor Witterung ermöglicht Putz eine große gestalterische Vielfalt. Stuckelemente wie Gesimse oder Ornamente gehören zu dieser Kategorie und verleihen der Fassade besonderen Charakter.
- Natursteinfassade
- Natursteinfassaden bestehen aus Sandstein, Kalkstein oder Granit und sind besonders langlebig und pflegeleicht. Je nach Region wurden auch andere Gesteinsarten verbaut. In Südeuropa und im Mittelmeerraum sind Natursteinfassaden sowohl bei einfachen Rustico-Objekten als auch bei größeren Landhäusern weit verbreitet und verleihen den Gebäuden einen originellen, urigen Charme.
- Ziegel- und Backsteinfassade
- Sichtmauerwerk aus Ziegeln oder Backsteinen prägt viele historische Gebäude in Nord- und Mitteleuropa. Backsteine sind meist großformatiger und maschinell gefertigt, klassische Ziegel oft kleiner und handgeformt. Dekorative Verlegemuster wie Fischgrät oder Kreuzverband sowie glasierte oder lasierte Oberflächen machen diese Fassaden besonders robust, wetterbeständig und unverwechselbar. Daneben hat dieser charakteristische Baustoff sogar eine eigene Architekturrichtung hervorgebracht: die Backsteingotik, die bei vielen monumentalen und berühmten Sakral- und Profanbauten Ausdruck fand. Im Gegensatz zu sichtbaren Backsteinfassaden ist Ziegelmauerwerk nicht immer sichtbar, denn viele Ziegelsteingebäude wurden nachträglich verputzt und zählen formal zu den Putzfassaden.
- Fachwerkfassade
- Sie sind das zentrale Gesicht vieler Altstädte in Europa: Fachwerkfassaden bestehen aus sichtbarem Holztragwerk mit Ausfachungen aus Lehm, Ziegel oder Kalkstein. Viele Gebäude mit Fachwerkanteil – vom einfachen Bauernhaus bis zum aufwendig verzierten Schmuckfachwerk – stehen unter Denkmalschutz und sind Bestandteil des regionalen Kulturerbes. Gleichzeitig erfordert Fachwerk bei der Sanierung immer besonderes Know-how und sorgfältige Pflege.